Ein Buch schreiben kann doch jeder, oder?

Ich hätte da eine Idee für einen Roman. Wenn Du willst, können wir uns mal darüber unterhalten und du schreibst das Ganze. So lange dauert das ja nicht, oder?

Wie lange dauert das denn noch, bis man dein Buch kaufen kann? Schreibst du mit dem Ein-Finger Suchsystem, oder was?

 

Solche oder ähnliche Kommentare hat sicher jeder Autor schon gehört. Zigmal. Wer dann Lust auf eine heitere Unterhaltung hat, der fängt einfach an, den Ahnungslosen aufzuklären. 

Jeder andere wird sich aber auf die Lippe beißen und den Kommentar einfach weggrinsen.

Ich denke ja, dass wirklich jeder und jede ein Buch schreiben kann. Ja wirklich. Es gibt viele gute Ratgeber zu diesem Thema (Darauf werde ich in zukünftigen Artikeln auch noch eingehen) und wer des Lesens mächtig ist und Zeit hat, kann sich so einen Teil des dazu nötigen Handwerkzeugs ohne weiteres aneignen.

Moment mal.

Um ein Buch zu schreiben braucht man Handwerkszeug!?

Man muss also etwas können? Noch mehr als lesen und schreiben? Das Alphabet lernt man doch schon in der Grundschule und lesen geht auch.

Und hier setzen wir gleich mal das Brecheisen an und zerstören einen weit verbreiteten und sehr hartnäckigen Mythos. Etabliert wurde er größtenteils durch Filme und Romane und hält sich auch in der heutigen Zeit noch stärker als Fliegendreck an der Stoßstange.

 

Und wie sieht der Alltag eines Autors denn nun aus?

Ich schreibe jetzt einfach mal ins Blaue. Los geht’s:

Der Autor sitzt allein an einem verzierten alten Schreibtisch. Die Schreibmaschine steht vor ihm und ein leeres, strahlend weißes Blatt Papier ist eingelegt. Alles ist ruhig, Zeit ist massig vorhanden, neben ihm brennt eine Kerze und verteilt ihr goldgelbes Licht im Raum. Eine Tasse frisch gebrühter Kaffee steht auf der polierten Tischplatte und verströmt ihren verführerischen Duft. Er kratzt sich am Kopf, sitzt aufrecht da. Dann verschränkt er die Arme hinter dem Kopf, legt die Stirn in Falten und verzieht das Gesicht nachdenklich. Er beugt sich nach vorne, stützt die Ellenbogen auf die Tischplatte und legt sein Gesicht in die Hände, atmet schwer. Da, plötzlich, richtet er sich kerzengerade in seinem Ledersessel auf, stößt einen Schrei der Begeisterung aus und fängt mit leuchtenden Augen und Feuereifer an, in die Tasten zu hauen. Die Schreibmaschine rattert wie ein Maschinengewehr und im Minutentakt wechselt er die beschrieben Blätter.

Nach einem Schreibrausch, der ohne Unterbrechung bis zum Morgengrauen anhält, wenn nötig natürlich auch länger, tippt er das Wort „Ende“ unter seine Geschichte. Er hat die ganze Zeit weder gegessen, getrunken noch war er auf der Toilette. Er lehnt sich zurück, grinst bis hinter die Ohren, faltet die Hände zufrieden über seinem Bauch und betrachtet mit leuchtenden Augen den Stapel beschriebener Blätter.

Ein Bestseller ist geboren.

 

„Autoren sind nicht Urheber, sondern Medium und Empfangen Ihre Geschichte aus den Tiefen einer kreativen See.“

Und? Ertappt?

 

So oder so ähnlich stellen sich viele das Leben eines Autors vor.

So weit, so falsch.

Weiter könnten Vorstellung und Realität nicht auseinander liegen. Es kann durchaus sein, dass es Schriftsteller gibt, denen es gelingt, einen druckreifen Text im ersten Durchgang zu erschaffen. Von einem solchen Clou habe ich persönlich noch nichts gehört und deswegen behaupte ich mal frei weg von der Leber, dass diese Autoren in der Unterzahl sind.

Zu viele Punkte an dieser Traumvorstellung sind einfach schlicht unrealistisch.

Zum Beispiel muss man sich die Zeit zum Schreiben sehr oft stehlen. Richtig gehört.

Manchmal muss man sich die Zeit zum Schreiben stehlen.

Nur weil man den Entschluss gefasst hat, ein Buch zu schreiben, bleibt der Rest der Welt nicht stehen. Kinder wollen versorgt, Haustiere gassi geführt und gefüttert werden. Der Rasen ist auch schon wieder zu lang und ach ja: Arbeiten muss man ja auch noch nebenbei. Geld verdienen und so. Soviel vorerst zum Zeitfaktor.

Dann zur Geschichte. Ich weiß, es gibt viele Autoren, die schwören darauf, die Geschichte die ihnen vorschwebt, einfach runterzuschreiben. So wie es ihnen einfällt, so ist es gut für sie. Das sind dann die Pantser.

Ich für meinen Teil plotte lieber. Das bedeutet, ich plane meinen Roman vorher durch und schreibe dann erst alles runter. Also bin ich ein Plotter. Das bedeutet wiederum Arbeit im Vorfeld, die man nicht mal eben so erledigt.

Und zack, dauert es wieder länger bis zum Bestseller.

Wenn dann irgendwann mal, egal bei welcher Vorgehensweise, das Manuskript in seiner ersten, rohen Fassung fertiggetippt ist, dann, nein, nein. Dann ist das Buch  noch nicht fertig.

Dann geht es ans Überarbeiten.

Überarbeiten? Warum denn das?

Wir überarbeiten die Texte in mehreren Durchgängen, um Formulierungen auszufeilen, schönere Wörter zu finden und Logiklöcher ausfindig zu machen und zu stopfen.

Die Erstfassung ist immer Mist. Ausnahmslos.

Aber aus ihr schürft der Autor bei den verschiedenen Überarbeitungsschritten den Diamanten. Quasi den Kern seiner Geschichte und feilt und glättet und poliert so lange, bis er die beste Version seiner Geschichte hat. Sie vor ihm liegt und in hellem Glanz strahlt und funkelt

Wie Ihr sicher schon festgestellt habt, alles Dinge, die länger als eine Nacht dauern. Überraschung!

Das ist Arbeit. Harte Arbeit.

Nun, warum erzähle ich Euch das alles? Am Anfang habe ich noch behauptet, jeder könnte ein Buch schreiben und jetzt mach ich Euch mit dem ganzen Zeug Angst?

Nein. Ich will niemandem Angst machen, sondern für Klarheit sorgen. Das, was ich vorhin gesagt habe, gilt: Jeder kann ein Buch schreiben. Aber nur wenn Du weißt, dass es über einen längeren Zeitraum Arbeit bedeutet und Du trotzdem noch sagst:

„Mir scheißegal. Ich will dieses Buch trotzdem schreiben“,

bist Du bereit, Dich auf das Abenteuer „Buch-Schreiben“ einzulassen. Dann hast Du diesen Wunsch wirklich und kannst Dich ganz auf Deine Reise zu Deinem Buch einlassen.

Und Du bist bereit für meinen nächsten Artikel.

Er handelt von dem, was ein Autor braucht, um seinen Wunsch verwirklichen zu können.

Ich würde mich wirklich sehr über Feedback zu meinem Artikel freuen und hoffe, bald von Euch zu hören.

 

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