Der weltberühmte Autor Stephen King schreibt in seiner Biografie „Das Leben und das Schreiben“: Der Weg zur Hölle ist mit Adjektiven gepflastert.

Ob er damit wirklich Recht hat und ob man nicht doch hin und wieder ein Adjektiv in den Text einer Geschichte einbauen sollte, klären wir hier.

 

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Grundsätzlich ist es mal so, dass wir Autoren dazu angehalten werden, anstatt Adjektive zu verwenden mit Show – Don’t Tell zu arbeiten.

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Behaupte nicht nur irgendetwas, sondern zeige es und lass den Leser daran teilhaben.

Mit dem Adjektiv ist das so eine Sache.

Ein guter Text lebt sehr wohl von seinem Show-Don’t tell Prinzip. Aber eben nicht nur.

Für alle, die nicht wissen, was damit gemeint ist, ein kurzes Beispiel.

– Sie kommt von der Arbeit nach Hause, ist sehr müde und genervt.

Kurzes Beispiel, einfach und schmerzlos. Die Adjektive hab ich der Einfachheit halber unterstrichen.

Und jetzt die große Preisfrage: Sieht der Leser hier irgendetwas? Kann er sich die Frau, wie sie müde nach Hause kommt und genervt ist, vorstellen? Sich in sie hineinfühlen und sie verstehen?

Mit ziemlicher Sicherheit ist die Antwort hier einstimmig: Nein. Soweit so gut.

Doch warum ist das so? An diesem einfachen Beispiel kann man sehr gut erkennen, dass ich Dinge einfach nur behauptet und nicht gezeigt habe. Du siehst nur Fragezeichen? Dann pass auf.

Sie kommt von der Arbeit nach Hause.

Ja, schön für sie. Was arbeitet sie, was trägt sie vielleicht für Klamotten? Das kann man bildlicher schreiben.

 

Sie ist sehr müde und genervt.

Auch wieder so ein Fall. Toll für sie, wenn sie müde und gestresst ist, aber ich zeige hier nicht, wie müde sie ist und wie genervt, sondern behaupte es anhand dieser zwei Adjektive und damit kann kein Bild im Kopf des Lesers entstehen. Was natürlich schade ist, denn das ist es doch, was wir als Leser wollen: Bilder und Welten in unseren Gedanken entstehen lassen und darin eintauchen. Als Leser will man sich in einer Geschichte verlieren.

Okay, ich denke, Ihr habt mich verstanden. Gut. Nun, da wir wissen wie man es nicht macht, werde ich versuchen, Euch zu zeigen, wie man es zumindest besser machen kann. Los geht’s.

Mit schlurfenden Schritten betritt sie die Küche, wirft die Tür hinter sich krachend ins Schloss und schleudert den Schlüsselbund in weitem Bogen auf den Tisch. Ihre vor Dreck stehende Schürze legt sie über den Stuhl und zischt, als sie ihren verletzten Finger berührt. Sie gähnt, renkt sich dabei fast ihren Kiefer aus, zieht sich einen Stuhl heran und lässt sich stöhnend darauf nieder. Dann legt sie ihr Gesicht in die Hände und stützt sich auf dem Tisch ab.

 

So, ich hoffe, Ihr habt einen Unterschied bemerkt?

In diesem Text habe ich nicht nur einfach behauptet, dass sie müde und genervt ist und von der Arbeit nach Hause kommt, sondern ich habe es Euch, dem geneigten Leser, versucht zu zeigen. Ihr habt miterlebt, wie sie nach Hause kam, ihren Schlüssel davonschleuderte und sich schwer atmend auf einem Stuhl niederlies. Das ist Show. Auf gut Deutsch: Zeigen.

Ihr habt sicher bemerkt, dass dieser Text, obwohl er das Gleiche aussagt wie der eine Satz von vorhin, wesentlich länger ist. Das ist einfach so.

Und was ist nun mit den Adjektiven?

Genau darum geht es eigentlich, sorry für die Ausschweifung. (haha)

 Mit Adjektiven ist es ein bisschen wie mit Gewürzen.

Man verwendet sie, um die Geschichte zu verdichten, um etwas noch ausdrucksstärker zu machen, eine Sache noch eindeutiger oder noch eindringlicher werden zu lassen. In der richtigen Dosierung unterstützen Adjektive den Text, machen ihn für den Leser noch besser und die Geschichte noch greifbarer. Um bei den Gewürzen zu bleiben: Sie runden einen Text ab.

Verwendet man aber zu viele, vor allem unnütze, abgegriffene oder schlecht platzierte Adjektive, dann verwässern sie die Geschichte, verderben alles und nehmen einem die Freude an dem Text. Kleines Beispiel gefällig? Okay.

– Nasses Wasser

– helles Licht

– dunkle Nacht

– braunes Holz

etc.

Ihr versteht worauf ich hinauswill? Eben. Und so ist das mit den Adjektiven.

Verwendet sie an den richtigen Stellen und setzt sie klug ein.

Konkret: So dass sie Euren Text und Eure Geschichte noch besser machen und unterstützen anstatt sie abzuwürgen und zu verwässern.

 

Wie ist das bei Dir? Veranstaltest Du in Deinen Texten ein Adjektiv-Inferno oder geizt Du eher damit?

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