Warum sollte ich überhaupt eine Schreibroutine entwickeln?

Wenn man sich mit verschiedenen Menschen unterhält, ist es von ganz vielen ein erklärtes Ziel, einfach mehr zu schreiben. Ob Buch, Blog oder Tagebuch ist dabei egal.

Doch wie kann man sein Ziel, mehr zu schreiben, auch langfristig umsetzen und am Ball bleiben? An diesem Punkt kommt die Schreibroutine ins Spiel und bringt, richtig eingesetzt, den Stein erst so richtig ins Rollen.

 

SCHREIBROUTINE:

Definition laut Wörterbuch:
durch längere Erfahrung erworbene Fähigkeit, eine bestimmte Tätigkeit sehr sicher, schnell und überlegen auszuführen

Schreibroutine ist ein mächtiges Werkzeug, dass Du für Dich arbeiten lassen kannst. Wenn Du es richtig einsetzt, bist Du als Autor fast unaufhaltbar und es fällt Dir leichter, Dein Ziel, mehr zu schreiben, anzugehen und in Deinen Alltag zu integrieren.
Dazu will ich Dir eine kurze Geschichte erzählen.

Vor einigen Jahren beschloss ich an einem Triathlon teilzunehmen. Ich habe exakt so mit dem Training angefangen, wie man das eben macht, wenn man von etwas keine Ahnung hat: ich habe einfach begonnen zu laufen, Rad zu fahren und zu schwimmen. Ohne Plan, ohne Perspektive und ohne Vorstellung, wie ich mein Ziel erreichen sollte.
Am Anfang war ich noch hochmotiviert, habe alles gemacht und durchgezogen. Aber eben planlos. Doch nach einiger Zeit sah die Sache schon anders aus.

Da sich bei mir keine Erfolge einstellen wollten und ich mich mit jedem Mal mehr überwinden musste mein Training anzugehen, war ich schon fast so weit, alles hinzuschmeißen. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll. Aber richtig.
Einfach aufgeben wollte ich nicht und schmiedete deswegen einen Plan. Ich notierte in meinem Kalender feste Zeiten, an denen ich mein Training absolvieren wollte. Zusätzlich suchte ich mir Übungspläne, die mich meinem Ziel näherbringen sollten.
Und was soll ich sagen? Es hat funktioniert.
Nach einer Weile schlug das Ganze dann soweit um, dass ich an Tagen, an denen ich meinen Plan nicht einhalten konnte, ein schlechtes Gewissen bekam. 

Mit der Regelmäßigkeit und der Integration in den Alltag kamen die ersten Erfolge.

Schließlich fiel es mir immer leichter meine Trainingseinheiten zu absolvieren.
Und ganz genauso verhält sich das mit der Schreibroutine: je häufiger, regelmäßiger und geplanter Du schreibst, desto besser kommst Du in Deine Geschichte, die Wörter Fliesen leichter und es ist für Dich und für Deinen Kopf selbstverständlich, dass Du Dich zu einem festgesetzten Zeitpunkt hinsetzt um zu schreiben oder einfach an Deiner Geschichte zu arbeiten.
Soviel zur Regelmäßigkeit.
Jetzt fehlen nur noch ein paar Tipps, quasi der Trainingsplan, wie Du Dir Deine persönliche Schreibroutine möglichst einfach aneignest, dabei produktiv bist und das Beste für Dich herausholst.
Also, ab geht’s:

1. Ohne Termin geht bei anderen oft nichts. Warum sollte es bei Dir anders sein?

Mache verbindliche Termine mit Dir aus. Blockiere Dir Schreibzeiten im Kalender und halte Dich daran. Lege Deine Zeiten so, dass sie sich gut in Deine Alltagsaufgaben integrieren lassen und mache auch Dein Umfeld darauf aufmerksam. Lass Dich nicht stören, wenn Du gerade an Deiner Geschichte arbeitest. Dafür eignen sich zum Beispiel -bitte nicht stören- Schilder an der Tür. Und wenn Du mal angefangen hast, dann lass Dich nicht mehr ablenken, bis Du Dein Schreibziel erreicht hast.

Um eine Schreibroutine erfolgreich in Deinem Leben zu verankern, ist das der erste und, meiner Meinung nach, entscheidende Schritt. Blockiere Dir Schreibzeit im Kalender.

2. Fange klein an und wachse mit Deiner Erfahrung

Mal Hand aufs Herz: Jeder Mensch, der darüber nachdenkt einen Roman mit vierhundert Seiten zu schreiben, bekommt es doch schon aufgrund der schieren Masse an Worten mit der Angst zu tun und sammelt lieber Briefmarken. Oder? Eben.

 

Der Trick besteht darin, das Buch auf seine Bestandteile herunterzubrechen.

Alles klar. Ein Buch besteht aus Seiten. Soweit so gut. Auf den Seiten Stehen Absätze, die Absätze bestehen aus Sätzen und die wiederum aus Wörtern und Buchstaben.

Du ersetzt jetzt den Gedankengang: „Ich schreibe einen Roman mit vierhundert Seiten“ durch „Ich schreibe meinen Roman, Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort.“ Pfeif auf die Seitenzahl und konzentriere Dich auf das, was Du im Moment machst und das ist – richtig: Worte zu schreiben. Damit nimmst Du dem Prozess des Schreibens das Gewaltige und es fällt Dir leichter, nicht allein an der Größe der Aufgabe zu scheitern.

3. Verbanne alle Ablenkungen

Der Mensch ist ein sehr interessantes Wesen.

Ich wette mit Dir, dass, sobald Du vorhast zu schreiben, Dir alle möglichen Dinge einfallen werden, die Du stattdessen machen könntest.

 

Nur mal eben schnell den Facebook-Account checken. Ui, schau mal, die ist doch auch bei Instagramm. Mal sehen, was sie da so postet. Ach schau her, das ist ja süß. Hoppla, was ist denn das? Moment, dass muss ich unbedingt noch Googlen. Dann, aber dann schreib ich gleich. Wow, das ist aber interessant…
Kommt Dir das bekannt vor? Dachte ich mir.

Wenn Du Dir Schreibzeit reserviert hast, dann solltest Du dafür sorgen, dass Du diese Zeit auch dafür nutzt. Konkret bedeutet das:

Schalte bei Deinem Smartphone den Flugmodus ein. Oder noch besser: Lass es in einem anderen Zimmer liegen. Der Rechner, oder mit was Du auch immer schreibst, muss kein Internet haben.
Moment, Moment. Ich kann Dich schon schreien hören:
„Wenn ich aber was recherchieren muss, dann brauch ich doch das Internet. Wie und wo soll denn das sonst gehen?“
Das ist so nicht ganz richtig. Wenn Du ein Thema vertiefen oder einfach etwas nachschlagen willst, dann ist das Internet wichtig. Zugegeben.

Das muss aber nicht während des Schreibvorgangs sein und kann auch sehr gut in einer Phase erledigt werden, in der Dir die Worte nicht so leicht aus den Fingern fließen wollen.

Ich habe mir angewöhnt, an Stellen, bei denen etwas unklar ist, eine Markierung einzufügen. Die könnte dann so aussehen: ##Dienstwaffe Polizei nachschlagen. Zum Beispiel. Und dann, wenn ich überarbeite oder mit dem Manuskript fertig bin, suche ich meine Markierungen im Text (dafür gibt es eine schöne Funktion in Word) und bearbeite sie nach und nach.
Auch hier gilt: Eins nach dem anderen.

4. Mach es Dir so leicht wie möglich

Stell Dir folgende Situation vor:
Du willst Kuchen backen. Also kramst Du eine Schüssel heraus, holst das Mehl aus der Vorratskammer und gibst es in die Schüssel. Der Rührer steht schon bereit und Du legst los. Beim Rühren fällt Dir ein, dass Du noch Eier brauchst.

 

Also hörst Du auf und holst Eier, schlägst sie in die Schüssel und rührst weiter. Dann hörst Du wieder auf und holst Butter. Also, Butter mit in die Schüssel und weiterrühren. Dann wieder den Mixer abstellen und die nächste Zutat holen.
Verstehst Du was ich meine?

Du würdest doch mit keiner Arbeit der Welt anfangen, ohne Dir vorher das dafür nötige Werkzeug bereitzulegen, um später Deinen Workflow nicht unterbrechen zu müssen.

Nicht anders verhält es sich beim Schreiben. Lege Dir alles zurecht was DU dazu benötigst.

– Notizblock -> Check
– Stifte -> Check
– Schreibunterlage -> Check
– Kaffee/Tee -> Check
– Anti-Stresspuppe -> Check

Indem Du alles bereitlegst, was Du wahrscheinlich brauchts, oder vielleicht auch nicht, erhöhst Du die Chancen, dass Du einfach dasitzt und tatsächlich schreibst, weil Du einfach weniger mit der Suche nach irgendwelchen Dingen abgelenkt bist.

5. Mach Dein Ding

Ich habe einmal in einem Schreibratgeber gelesen, dass man sich das Schreiben eines Buches wie einen Marathon vorstellen muss.
Ich sag mal so: Wenn ich die reine Zeit der Arbeit an einem Buch betrachte, mit allem was dazugehört, dann muss ich sagen: Das stimmt zu einhundert Prozent. Ein Buch schreiben ist definitiv nichts für schnelle Erfolge und man muss dafür arbeiten, dass der Text am Ende auch wirklich gut wird.
Wenn ich aber den Ablauf bei der Arbeit an einem Buch betrachte, sieht die Sache schon wieder anders aus:

 

Ich schreibe an einer Szene, die gerade geschrieben werden will und beende sie. Dann zieht es mich zu einer komplett anderen als der Folgeszene und ich schreibe zuerst mal die runter, weil es einfach läuft. Und danach? Schreib ich vielleicht etwas ganz anderes. Und dann arbeite ich am Plot, weil mir noch ein paar Löcher Unklarheiten aufgefallen sind.

Beim Schreibprozess bist Du für Dich alleine und niemand kontrolliert, wie Du arbeitest, wo Du anfängst oder was Du als erstes beendest. Da bist Du ganz frei und kannst für Dich herausfinden, wie Du am besten vorankommst.

Du startest gerne mit dem Schluss der Geschichte. Dann mach das.
Eine Liebesszene zieht Dich geradezu magisch an? Dann schreibe sie runter.

Schreib das, was wonach Dir gerade ist, Hauptsache Du schreibst. Wenn das Manuskript dann fertig geschrieben ist, steht ohnehin das Überarbeiten an, um aus dem rohen Diamanten eine funkelnde Geschichte zu schleifen. Erst in diesen abschließenden Arbeitsschritten werden Logiklücken aufgedeckt, Plotlöcher gestopft und Ungereimtheiten geklärt.

Also sorge Dich nicht, sondern schreibe.

6. Mach das Schreiben für Dich so attraktiv wie möglich

Stell Dir folgendes vor:

Du hast einen anstrengenden Tag hinter Dir. Die Arbeit war nervig, der Partner nölt nur rum und die Kinder machen auch nicht was sie sollen. Außerdem ist heute Schreibtag. Du gehst also an Deinen Schreibtisch und räumst von dem alten vollgekritzelten und von Flecken übersäten Ding erstmal alles runter und machst ihn sauber, damit Du in Ruhe schreiben kannst. Der Rechner braucht ewig um hochzufahren und vor Deiner Nase seilt sich eine Spinne ab.

Klingt nicht sehr verlockend, oder?
Richte Deinen Schreibplatz genau so ein, dass es Dir Freude bereitet, wenn Du dort ankommst und Dich für Deine Schreibarbeit hinsetzt. Möglichkeiten dazu gibt es ohne Ende. Zum Beispiel:
– Schöne Schreibutensilien
– Eine tolle Schreibunterlage
– Eine entspannende Tasse Tee
– Ruhige Musik
Du siehst schon, worauf ich hinauswill. Mach Dir das Schreiben zum Vergnügen und Du wirst Dich nicht mehr überwinden müssen, sondern freust Dich darauf.

 

7. Tritt Dir selbst in den Hintern

Jeder von uns kennt diese Situation:

Wir nehmen uns etwas vor. Ganz fest. Und dann kommt der Partner und will eine Kleinigkeit. Wird erledigt. Dann fordert vielleicht das Haustier seine Rechte ein. Wird erledigt. Im Vorübergehen sieht man, wie schmutzig der Boden ist und putzt mal eben noch schnell durch. Wird erledigt.

Und dann ruft der Freund oder die Freundin an und zack ist man auf Achse. Und ehe man sich‘s versieht, ist der Tag vorüber. Man sinkt müde in das Sofa und dann kommt es.

Das schlechte Gewissen.

Ich wollte doch…da war doch noch… ach macht nichts, dann schreib ich morgen eben doppelt so viel. Tja Pustekuchen. Ein ganz einfaches Mittel, um sich immer wieder an das Date mit sich selbst zu erinnern sind Reminder. Stell Dir eine Erinnerung, die Dich wirklich oft nervt und Dir in Erinnerung ruft, was Du eigentlich tun willst.
Den Haushalt kannst Du auch danach noch erledigen, versprochen.

8. Stecke Dir kleine Ziele und belohne Dich
Ein nicht unwesentlicher Punkt wird sehr gerne vergessen:

Stecke Dir realistische Ziele und erreiche sie. Halte durch, beiß Dich durch und wenn Du ein Ziel erfüllt hast, dann belohne Dich mit einer Kleinigkeit.
Zum Beispiel ein Stück Schokolade, wenn Du eine Seite geschrieben hast.

Nach mehreren Tagen unterbrechungsfreie Schreibroutine einen guten Film?

Und beim Fertigstellen Deines Manuskriptes ein gutes Essen oder ein Ausflug ins Kino?

Unterschätze niemals die Macht von Belohnungen und trickse Dich selber aus. Du wirst überrascht sein, welches Durchhaltevermögen Du an den Tag legst.

9. Und täglich grüßt das Murmeltier

Du kennst sie bestimmt auch. Diese Rituale, die Deinen Körper und Deinen Kopf schon vorab in eine bestimmte Stimmung versetzen und nicht selten mit Vorfreude verbunden sind. Nutze das für Dich zum integrieren Deiner Schreibroutine.
Brüh Dir frischen Kaffee oder Tee, bevor Du schreibst. Zünde Dir eine Kerze an. Lass leise Deine Lieblingsmusik im Hintergrund laufen. All das wird Dir mit der Zeit den Übertritt zum Schreiben erleichtern und Dich mit Vorfreude erfüllen.

10. Und dann gibt es sie noch.

Die Tage, an denen die Worte nicht fließen wollen. Alles fühlt sich an wie ein Krampf und man fragt sich, was man hier eigentlich macht. An solchen Tagen kannst Du Dich durchbeißen oder aber die eigentliche Schreibzeit für andere Aufgaben an Deiner Geschichte verwenden.

– Erstelle den Plot
– Schreib ein Exposé
– Mach einen Szenenplan
– Arbeite an den Figuren
– Fehlen Dir noch Ideen? Dann ist jetzt die Zeit um Lücken in der Geschichte zu füllen

Auch wenn Du nicht direkt schreibst, arbeitest Du an Deiner Geschichte. Das ist ebenfalls wichtig und Dein Roman wird es Dir am Ende danken.

Mit diesen 10 Tipps sollte es Dir gelingen, eine gesunde Schreibroutine aufzubauen, in Deinen Alltag zu integrieren und Dich dauerhaft an Dein Romanprojekt zu setzen.

Schreibe mir gerne in den Kommentaren, wie Du Deine Routine etabliert und umgesetzt hast. Welche Routinen hast Du für Dich gefunden?

Wie sinnvoll ist für Dich eine Schreibroutine oder hältst Du vielleicht nichts davon?

Lass es mich wissen.

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